Ma che poverini…!
Mit „poverino“ bezeichnet man in der Italienischen Sprache einen armen Kerl. Aber der Ausdruck „ma che poverino…!“ wird auch ironisch verwendet für jemanden, der sich zu Unrecht irgendwie benachteiligt fühlt und deshalb aufbegehrt. Diese Bedeutung des Begriffs lernte ich (als einstiger enger Mitarbeiter von ihr) von der ehemaligen Bundesanwältin Carla del Ponte kennen. Als sie Bundesanwältin wurde, setzte sie die erste morgendliche Sitzung der Amtsleitung um eine Stunde früher an als früher üblich. Das war für uns alle absolut OK, aber ein einziger ihrer damaligen Mitarbeiter empfand es als Zumutung, eine Stunde früher aufstehen zu müssen, und er protestierte vehement dagegen. Worauf Del Ponte ihn eben, etwas despektierlich, ja verächtlich, als „ma che poverino…!“ befand und daraufhin auswechselte.
Nun ja, ich glaube, dass es heutzutage coronavirushalber in Helvetien viele „Poverini“ gibt, wohl allzu viele. Als besonders „poverini“ betrachten sich derzeit, mit grosser medialen Unterstützung, unsere in eine Art Corona-Depression verfallenen Jugendlichen. Dies, weil sie infolge der diversen Restriktionen für ein paar Monate auf ihre Partys etc. verzichten müssen. Das führte offenbar bei sehr vielen von ihnen zu einem mentalen Lockdown. Und so häufen sich denn zunehmend die Fälle, in denen Jugendliche sich für ihr physisches Überleben in psychologische oder psychiatrische Behandlung zu begeben meinen müssen. Sie gesellen sich zu all jenen, die bereits vorher in der Schule im Mathematikunterricht den Puck nicht mehr sahen und dreimal vier nicht mehr zusammenrechnen können.
Die wirklich „Poveri“ (Armen) in Ehren, denn deren gibt es tatsächlich nicht wenige, und sie verdienen unsere volle Unterstützung. Aber total verwöhnte Jugendliche, die ohne ihre Partys gleich sofort ins Nichts abstürzen, verdienen sie nicht. So ist es denn erstaunlich, dass es gemäss Bundesrat gerade für sie – da sie „sehr stark unter den Massnahmen litten“ (die Alten mit weitaus grösseren Restriktionen leiden gemäss Bundesrat darunter offenbar nicht) – am 17.2. schnellere Lockerungen geben soll punkto „Kultur- und Freizeitangeboten“ (dass darunter wohl kaum Museumsbesuche gemeint sind, versteht sich wohl). Das völlig irrationale, medial unterstützt herbeigeheulte angebliche jugendliche “Elend“ hat in der politischen Entscheidfindung weitaus mehr Gewicht als jegliche Rationalität. „Ma che poverini…“.