Ein Kurzgespräch mit Nigel Farage

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Aus Wikipedia

«Nigel Farage ist ein britischer Politiker, Kommentator, Autor und Radiomoderator. Farage war Gründungsmitglied der UK Independence Party (UKIP) und deren langjähriger Vorsitzender (2006–2009, 2010–2016). 2019 wurde er Mitgründer der Brexit-Partei (seit 1/2021 in Reform UK umbenannt), deren Vorsitz er am 5. März 2021 niederlegte.

Farage war Mitglied des Europäischen Parlaments von 1999 bis zum Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union 2020. Er war Vorsitzender verschiedener EU-skeptischer Fraktionen im EU-Parlament.

Farage tritt seit den frühen 1990er Jahren als prominenter EU-Kritiker auf. Er verließ nach der Unterzeichnung des Maastricht-Vertrags 1992 die Konservative Partei und wurde Gründungsmitglied von UKIP. Nach erfolglosen Antritten bei EU- und Parlamentswahlen von 1994 bis 1997 wurde er in der EU-Wahl 1999 in das EU-Parlament gewählt, wo er 2004, 2009, 2014 und 2019 wiedergewählt wurde. Dort diente er als Präsident der Fraktionen Unabhängigkeit/Demokratie (2004–2009), Europa der Freiheit und der Demokratie (2009–2014) und Europa der Freiheit und der direkten Demokratie (2014–2019). Er war bekannt für seine Reden und seine wortstarke Kritik an der Euro-Währung.

Farage wurde 2006 Parteichef von UKIP und führte die Partei in die EU-Wahlen von 2009, wo sie vor Labour und den Liberaldemokraten das zweitbeste Ergebnis erzielte. Er trat im November 2009 zurück, um sich auf den Wahlkampf in Buckingham, dem Wahlkreis des damaligen Sprechers des Unterhauses John Bercow zu konzentrieren, wo er bei den Unterhauswahlen 2010 Dritter wurde. Im November 2010 wurde Farage nach dem Rücktritt von Malcolm Pearson erneut zum Vorsitzenden der Unabhängigkeitspartei gewählt.

Farage wurde 2013 vom Daily Telegraph als einflussreichster Politiker der britischen Rechten hinter Premierminister David Cameron eingestuft. The Times ernannte ihm zum „Briten des Jahres“ 2014. Bei den EU-Wahlen 2014 wurde Farages UKIP mit 24 Sitzen stärkste Partei. Zum ersten Mal seit 1910 errang damit eine Partei in einer nationalen Wahl mehr Sitze als Labour und Tories. Der Wahlsieg erhöhte den Druck auf Premier Cameron, eine Volksabstimmung über den Verbleib in der EU abzuhalten.

Bei den Unterhauswahlen 2015 verdrängte UKIP mit 12,6 Prozent (3,8 Millionen Stimmen) die Liberaldemokraten als drittstärkste Partei, konnte aber unter den Bedingungen des britischen Mehrheitswahlrechts nur einen einzigen Parlamentssitz erringen. Farage kündigte seinen Rücktritt an, nachdem er das angestrebte Mandat in South Thanet verpasst hatte, blieb aber schließlich Parteichef, nachdem sein Rückzug abgelehnt wurde.

Farage spielte eine prominente Rolle in der erfolgreichen Kampagne für den Brexit im EU-Mitgliedschaftsreferendum 2016. Er zog sich danach vom Posten als UKIP-Chef zurück, blieb aber Abgeordneter im EU-Parlament. Im Dezember 2018 trat Farage aus UKIP aus und gründete – frustriert über die Verzögerung des Austritts durch die Regierung Theresa May – 2019 die Brexit-Partei. Diese wurde bei den EU-Wahlen 2019 die größte einzelne Partei aus einem EU-Mitgliedsland, die im EU-Parlament vertreten ist.»

 

Nigel Farage war zweifellos der bedeutendste Urheber des Brexits. Denn dank ihm und seinem kontinuierlichen Einsatz wurde am 23. Juni 2016 in einer Referendums-Volksabstimmung mit 52 % der Stimmen der Austritt Grossbritanniens aus der EU beschlossen. Für uns Schweizer EU-Beitrittsgegner ist der Brexit ein leuchtendes Beispiel, von dem wir wünschten (die Hoffnung stirbt zuletzt!), dass es Bundesbern erleuchte und endlich, in einem Aufguss von Unabhängigkeitsstolz, die Schweiz sich löse von der unbegründeten Unterwürfigkeit, in die uns die feige Unfähigkeit unserer Regierenden manövriert hat.

Der jüngst stattgefundene Rücktritt von Boris Johnson als Chef der Konservativen Partei Grossbritanniens (die Torys) und seine wahrscheinliche Absetzung als Premierminister schüren bei uns Befürchtungen, dass sein(e) Nachfolger(in) in der Downing Street auf irgend eine Weise den Brexit für ungültig erklären und in einem Anflug von Übermut einen Wiedereintritt Grossbritanniens in die EU erklären könnte, was für die wacklige Europapolitik unseres Landes ein schlechtes Vorzeichen wäre.

Ohne damit den Pulitzer-Preis gewinnen zu wollen, hat deshalb «Il Paese» Nigel Farage schlicht drei Fragen gestellt, die er – wenn auch kurz und bündig – bereitwillig beantwortet hat.

 

Il Paese: «Als Zeitung einer Partei, die sich stets einem EU-Beitritt widersetzte, haben wir das Geschehen um den Brexit hautnah mitverfolgt, und wir haben gejubelt, als Grossbritannien sich schliesslich für den Austritt aus der EU entschieden hat. Wie beurteilen Sie nach der Demission von Boris Johnson die künftigen Aussichten in dieser Hinsicht?»

Nigel Farage: «Der Brexit ist heute ein Status Quo, und wenn die Labours oder die Konservativen versuchen würden, daran etwas zu ändern, müssten sie Stimmverluste in Kauf nehmen. Gleichwohl gibt es Befürchtungen, dass eine Labour-Regierung uns zurückführen könnte auf die Regeln des Gemeinsamen Marktes.»

Il Paese: «Sie können sich vorstellen, dass das Beispiel des Brexits für uns unabhängige Schweizer eine hohe Trumpfkarte bedeutet, um unsere  Bevölkerung davon zu überzeugen, dass wir mehr und besser erreichen können, wenn wir uns keiner Untertänigkeit unterwerfen, aber gleichwohl im Rahmen des Möglichen mit der EU oder irgend einem anderen internationalen Partner zusammenarbeiten. Nun sind wir beunruhigt. Besteht ein Risiko, dass Grossbritannien unter einer neuen Regierung auf seinen Entscheid zurückkommen und eine Annäherung an die EU anstreben könnte?»

Nigel Farage: «Die EU hat selber eigene enorme Probleme – ihre Energiepolitik steht an der Spitze ihrer Dummheiten. Da der Euro sich gegenüber dem Dollar auf die Parität hinbewegt, glaube ich nicht, dass die EU für die britische Wählerschaft attraktiv werden könnte.»

Il Paese: «Wir sind recht gut unterrichtet über das britische politische System, und so mögen Sie uns die nächste arglose Frage entschuldigen. Sie waren der bedeutendste Vertreter in der Bewegung, die zum Brexit geführt hat, und Sie bleiben das Emblem für die Unabhängigkeit und Selbstbestimmung Grossbritanniens, die mit dem Beitritt zur EU verloren gingen. Ist es völlig utopisch, sich Nigel Farage als künftigen Premierminister vorzustellen?»

Nigel Farage: «In den USA gewann Trump die Vorwahlen (Primaries) und wurde Chef der Republikaner. Wenn die Konservativen in Grossbritannien Primaries: herbeiführen würden, dann würde ich kandidieren – aber leider tun sie es nicht.»

Il Paese: «Vielen Dank für Ihre freundliche Bereitschaft, Herr Farage.»

 

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