Zu viele Ärzte aus Deutschland in der Schweiz?
Dossier KVG
Kürzlich hat der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn die Abwanderung von Ärzten und Pflegern aus seinem Land in die Schweiz bedauert und regt eine Neuregelung der Abwerbung von Fachleuten aus bestimmten Berufen auf EU-Level an. Die Forderung erstaunt nicht: Bereits um die 18 % der in der Schweiz praktizierenden Ärzte haben einen deutschen Pass. Selber schuld, könnte man dem deutschen Minister entgegnen, denn die EU-Personenfreizügigkeit, von dem vor allem die Deutschen profitieren, erlaubt es ja jedem seiner Ärzte jederzeit in die Schweiz zu kommen.
Aber natürlich hat der deutsche Minister im Grunde genommen Recht (und dies nicht nur aus deutscher Sicht). Die EUinterne Migration bereitet grosse Probleme, nicht nur für Deutschland. Gerade im Medizinalbereich ist es aber auch ein Hinweis auf ein schweizerisches Problem. Wir haben offenbar zu wenig eigenes Medizinalpersonal. Woran liegt das? An zu wenigen oder zu teuren Ausbildungsmöglichkeiten? An zu wenigen Anreizen? Am Numerus Clausus (Zulassungsbeschränkungen für das Medizinstudium an einer ganzen Reihe schweizerischer Universitäten)? Niemand weis es offenbar so recht.
Die Lösungsmöglichkeiten wären „einfach“
Es bedürfte schlicht und einfach mehr einheimischer Ärzte und Medizinalpersonals, so dass wir nicht auf personelle Grossimporte angewiesen wären (gemäss FMH waren hierzulande (2016) 18,7 % der tätigen Ärzte Deutsche, insgesamt betrug der Anteil von ausländischen Ärzten 33%, 29 % aus EU-Ländern (!) und 4 % aus anderen Ländern). Es ist in unserem Gesundheitswesen (aber bei weitem nicht nur dort) heute fast so, wie wenn man die Verantwortung für die Landesverteidigung an die NATO auslagern würde. Offenbar ist es derzeit allzu schwierig, dieses Problem zu lösen. Ein allfälliger Rahmenvertrag mit der EU würde das Problem noch verschärfen.
Wie immer: Wenn schon Personalimporte nötig sind, dann wann, für wie lange, welche und von wo?
Das Personenfreizügigkeitsabkommen mit der EU lässt uns für Arbeitseinwanderung (und nota bene auch für das Grenzgängertum) keinerlei Beschränkungen punkto Zeitpunkt, Dauer, Qualität und EU-Herkunft ausländischer Arbeitskräfte, somit auch der deutschen und anderen EU-Ärzte. Jederman (-frau) kann jederzeit zu uns kommen, bei uns arbeiten wann und so lange er/sie will, und – gemäss EU-Rahmenvertrag – dann bei uns im Falle von Arbeitslosigkeit auch bleiben und rasch fürsorgliche Sozialhilfe beanspruchen. Eine Regelung, die nun im Ärztebereich sogar dem Gesundheitsminister eines benachbarten EU-Staates langsam sauer aufstösst.
Gäbe es denn für uns nicht weitaus bessere Lösungen für die ausländische Behebung unseres selbstverschuldeten Problems des Ärztemangels?
Ja die gäbe es schon. Es bedürfte dafür schlicht und einfach einer Kündigung des Freizügigkeitsabkommens mit der EU. Was uns erlauben würde, künftighin nur noch jene ausländischen Arbeitskräfte ins Land einreisen zu lassen, die wir situativ und temporär auch wirklich benötigen, solange wir unsere ureigenen Probleme nicht – hoffentlich bald! – selber in den Griff gekriegt haben.
Wäre denn anstelle der allumfassenden EU-Personenfreizügigkeit nicht die Erteilung von bedarfsgerechten temporären Kontingenten für Ärzte und medizinischem Hilfspersonal aus Drittstaaten zweckmässiger? Die könnte man zahlenmässig und zeitlich limitieren und auf die jeweils bestehenden Bedürfnisse ausrichten. Zudem könnte man eine Auswahl des Personals gemäss Herkunft und Fähigkeiten treffen, mit der Möglichkeit von befristeten Arbeitsbewilligungen. Der deutsche Gesundheitsminister würde uns für eine solche Lösung wohl seinen Dank aussprechen.
Wäre es nicht besser, die Personenfreizügigkeit (welche rechtlich die unkontrollierbare Einreise von wer weis wem erlaubt) zu kündigen, um nach unserem eigenen Ermessen und nach eigenen Bedürfnissen das allenfalls benötigte geeignete Personal (hier: im Medizinalbereich, aber auch anderswo) zu rekrutieren ? Will heissen: Wieder mehr Unabhängigkeit zu erlangen bei der Personalrekrutierung nach eigenen Bedürfnissen?
Von woher sollten denn diese Ärzte kommen? Beispielsweise aus den Philippinen
Die Philippinen verfügen über eine sehr grosse Anzahl von vorbildlich ausgebildeten Ärzten, wovon viele international einen Job suchen. Manche würden als Ärzte hier gar als Pfleger arbeiten, zu bescheidenen Löhnen. Sind sehr gut ausgebildet, talentiert, und finden sich im Ausland innert kurzer Zeit (dank ihrer langjährigen spanischen und amerikanisierten Kultur) rasch sehr gut zurecht, auch sprachlich. Die Rückreise dieser Fachleute böte auch bei nur befristeten Arbeitsverträgen keinerlei Probleme (nicht wie bei der Unzahl unqualifizierter Asylbewerber mit faktischem Dauer-Aufenthaltsrecht). Wären denn solche qualifizierte Fachkräfte nicht nützlicher für uns als die Phalanx von Migranten, die als Asylanten, Asylbewerber oder „vorläufig“ Aufgenommene zeitlebens bei uns, ohne je zu arbeiten, von der Sozialhilfe leben? Meine Frau Mila, Ärztin aus den Philippinen (siehe ihre Artikel in „Il Paese“ vom 19.10. und 2.11.2018), kennt eine ganze Anzahl von Ärzten und medizinischem Hilfspersonal, die gerne in der Schweiz arbeiten würden.
Milas eigene Erfahrungen in der Schweiz
Früher richtete man, ganz anders als heute, in der Schweiz die Zugangsberechtigung zur Ausübung des Arztberufes konsequent und gnadenlos auf die gerade bestehenden Bedürfnisse aus. Als Mila nach der Heirat mit mir 1977 (als Schweizerin) hier um die Zulassung als Ärztin ersuchte, antwortete man ihr: Ihr Ärztediplom als Kinderärztin und Chirurgin (von der international renommierten Universität UST) werde zwar anerkannt, doch sie müsse zuvor eine Nachprüfung in den Fächern Schweizer Geschichte, Schweizer Geographie und in zwei Landessprachen (alles auf Maturitätsstufe) ablegen. Lustig aber ist, dass sie dann ein paar Monate später eine Anfrage erhielt, ob sie nicht in Vertretung eines indisponierten Landarztes in einem abgelegenen Tal des Berner Oberlandes für einige Monate seine Landpraxis übernehmen könne. Neckische Nachbemerkung: Würde man heute für die Zulassung deutscher Ärzte in der Schweiz die gleichen Massstäbe ansetzen wie damals für eine Schweizer Ärztin, dann hätte der deutsche Gesundheitsminister wohl weitaus weniger Sorgen.
« Unwürdiges Schauspiel bestätigt Vorbehalte der SVP Anche 15’000 domande d’asilo di migranti economici sono troppe! »