Die anspruchsvollen Forderungen jener, die nichts bezahlen

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Eros N. Mellini

In der heutigen, leider zur „Neidgesellschaft“ degradierten Welt erfinden die linkischsten Bewegungen der Linken tagtäglich neue Forderungen, um parasitär vom Wohlstand zu profitieren, den die anderen erarbeitet haben. In die letzte dieser Reihe gesellt sich die von den Jungsozialisten lancierte 99-Prozent-Initiative, die auf eine massive Steuerbelastung des Kapitaleinkommens hinzielt. Um das Kapital „gleich“ zu besteuern, würde das ihres Erachtens heissen, die Einkommen aus Vermögen mit 150% (!!!) zu besteuern, wenn sie einen gewissen Betrag überschreiten, den sie – um die Zustimmung all jener Leute zu erhalten, die mehr als nur ein paar Franken auf die Seite gelegt haben – auf 100’000 Fr. festlegen wollen.

 

Abgesehen vom Prinzip der steuerlichen Mehrbelastung der Wohlhabenderen zur Entlastung der weniger Begüterten, dem man durchaus zustimmen kann, solange das Geld im Rahmen der Finanzierung eines vernünftigen Sozialwesens verwendet wird, stellt sich heutzutage das gegenteilige Problem: Nämlich jenes, das ausser Rand und Band geratene Sozialwesen mit all seinen mannigfachen parasitären Missbräuchen wieder in geordnete Bahnen zu lenken.

 

„Das Geld arbeitet nicht, wir jedoch schon“ lautet der Slogan der Initianten, mit welchem man bestreitet, dass all jene, die Kapitalien investieren, nichts anderes zu tun haben, als ohne einen Finger zu rühren daraus Profite in Form von Zinsen und Dividenden zu kassieren. Ich öffne eine Klammer „Das Geld arbeitet nicht“, das mag auch stimmen, was mich hingegen eher skeptisch stimmt ist dieses „wir jedoch schon“. Wenn wir die opportunistischen Beschäftigungslosen (den echten zolle ich grössten Respekt), die IVbeziehenden Scheininvaliden und die Wirtschaftsflüchtlinge davon abzählen, glaube ich nicht, dass die Zahl der verbleibenden „wir jedoch schon“-Leute, die sich so nennen dürfen, grössere Ausmasse annehmen würde. Klammer geschlossen.

 

Das Problem der Reichen ist meines Erachtens nicht so sehr, dass sie Steuern bezahlen müssen – solange diese vernünftig sind, wäre mir nicht bekannt, dass jemand es als ungerecht empfände, die staatlichen Leistungen nach Massgabe seiner finanziellen Verfügbarkeiten zu bezahlen – sondern es geht vielmehr darum, dass das Steuersubstrat unverantwortlich und verschwenderisch verwendet wird, oft um jenen Leuten nicht nur das Nötige, sondern auch das Überflüssige zu erlauben, die es sich in einem System gemütlich gemacht haben, in dem man nicht zwingend arbeiten muss, solange man es hinsichtlich seiner Würde nicht allzu genau nimmt. Niemand zieht Kindergärten, Schulen, Spitäler, Strassen oder auch die sozialen Institutionen wie die Krankenkassen oder die Altersvorsorge in Zweifel, trotz all den daraus resultierenden Kosten, die von den Steuerzahlern nach Massgabe ihres Einkommens bezahlt werden. Wenn man aber fordert, die Wohlhabenderen systematisch und in steigendem Masse zur Ader zu lassen (und wen denn sonst, sicher nicht jene, die bereits heute das steuerbare Minimaleinkommen nicht erreichen), um die immer übertrieberen Ansprüche jener zu erfüllen, die alles vom Staat fordern ohne selber ein Minimum beizutragen, dann erstaunt es nicht, dass die Steuerparadiese sich ausbreiten, in welche die ach so verhassten Reichen ihren Wohnsitz verlagern. Das sei ethisch nicht korrekt ? Sicherlich, aber ebenso wenig ist es korrekt, ein Sozialsystem zu missbrauchen, das von den anderen bezahlt wird. Denn es ist klar, dass jene, die Sozialhilfe beanspruchen, zumindest vorübergehend keine finanzielle Lasten tragen können (vielleicht konnten sie es früher tun, aber sicher trifft dies auf alle Einwanderer in unser Fürsorgesystem nicht zu).

 

Ein sicherlich sehr humanes Sozialsystem, das aber von Standpunkt der Logik aus (auch wenn man letzterer zugegebenermassen mit einer Portion Zynismus begegnen muss) zusehends verwässert. Wer hat denn beispielsweise behauptet, dass alle Leute Kinder in die Welt sollen setzen dürfen, auch wenn sie zum vorneherein wissen, dass sie nicht für deren Unterhalt sorgen können und diese ohne staatliche Hilfe nicht grossziehen können (es sei denn, sie gewännen den Haupttreffer im Lotto)? Hinsichtlich der Logik bestünden keinerlei Zweifel. Aber den humanen Aspekt, der – zu unserem Glück oder Unglück, je nach Standpunkt – in uns schlummert, fordert man von uns heutzutage als wohlerworbenes Recht ein, und so überhäuft man uns mit Forderungen nach Familienzulagen, Studienzulagen, Vaterschaftsurlauben, Kinderhorten und Schulmensen, um beiden Elternteilen eine Berufstätigkeit zu erlauben, etc. etc. Und wehe dem, der sagt: Das alles können wir uns nicht mehr leisten, die fetten Jahre sind vorüber. Welch ein Frevel! Denn es handle sich um wohlerworbene Rechte, und das Geld dafür liesse sich finden. Wo? Dort wo es ist! Und auf der Grundlage dieses erhellenden Prinzips könnte der eine oder andere gar für einen Raubüberfall auf die UBS eintreten, da hiefür ja nicht die Zustimmung des Beraubten vorliegen muss. Aber nein, es ist bedeutend einfacher, Steuern zu erheben, mehr Steuern, noch mehr Steuern. Und wen kann man besteuern, wenn nicht jene, die Steuern zahlen können und sich den behördlichen Vorschriften unterwerfen müssen? Aber aufgepasst: Wenn man zu stark am Strick zieht, zerreist er früher oder später. Nicht wenige wohlhabende Schweizer haben ihr Domizil ins Ausland verlagert. Wollen wir, dass das so weiter geht? Aber wer würde dann das fehlende Steuersubstrat ausgleichen? Die noch verbliebenen Reichen, die immer weniger werden? Die Katze beisst sich in den eigenen Schwanz.

 

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