Über Vaterlandsliebe braucht man sich nicht zu schämen

Feb 24 • Deutsche Seite, L'editoriale, Prima Pagina • 105 Views • Commenti disabilitati su Über Vaterlandsliebe braucht man sich nicht zu schämen

Eros N. Mellini

Editorial

Einst schämte man sich, die Worte Vaterlandsliebe oder Nationalstolz überhaupt in den Mund zu nehmen, denn allzu gross waren die Ängste, von einer Welt voller Skeptiker und Materialisten ausgegrenzt zu werden. Aber man musste sich notwendigerweise zeitgemäss geben, auch wenn keineswegs freiwillig. Man täuschte einen übertriebenen Antimilitarismus vor und verspottete unsere Armee als unnötiges nostalgisches Überbleibsel einer veralteten Mentalität; aber gleichzeitig absolvierte dann die Mehrheit der Jungen mehr oder weniger tüchtig den Militärdienst, um danach jahrelang mit Freunden darüber zu diskutieren. Viele argumentierten, «die Armee sei unnütz, wir seien nie in der Lage gewesen uns selbst zu verteidigen, wenn Hitlerdeutschland uns wirklich hätte einnehmen wollen…» erinnerten sich aber gleichzeitig: «Losone? Dort habe ich die RS gemacht, ich erinnere mich noch an eine denkwürdige Nachtübung…» oder auch: «Ach ja, dort gab’s doch den Oberst xy, ein Vollidiot, ich erinnere mich noch gut an eine der blödsinnig befohlenen Marschübungen…».

Zur Erklärung dieser nur vordergründig schizophrenen Haltung lassen sich einige Überlegungen anstellen:

Zuallererst: In der Mentalität der Schweizer vor 50 oder 60 Jahren bestanden keinerlei Zweifel: Die Schweiz galt als privilegiertes Land; dank eigenen Verdiensten oder auch durch Zufall lebten wir im besten Land der Welt, der «Sonderfall Schweiz» wurde als gegeben betrachtet. Es war etwa so wie im Falle der Briten, die tagtäglich über ihr Königshaus Scherze verbreiten, die es aber niemand anderem erlauben würden, dasselbe zu tun – auch wir erlaubten uns eine selbstkritische Haltung, in der Meinung, dass kein anderer Staat dieser Welt es sich der Schweiz gegenüber erlauben könne, an uns Kritik zu üben. Und hätte es jemand dennoch gewagt, hätte man ihm stolz geantwortet: «Wische mal erst vor deiner eigenen Haustüre den Dreck weg, du Blödmann».

Und daraus resultiert der erste Vergleich mit der Schweiz von heute. Einer Schweiz, die leider – vom Standpunkt der nationalen Moral gesehen – von einer immer weniger helvetisch denkenden und gegenüber ausländischem Druck immer nachgiebigeren politischen Klasse beeinträchtigt wird, die nur noch darüber froh ist, sich nicht mehr anstrengen zu müssen, um den «Sonderfall Schweiz» aufzubauen und vor allem zu erhalten. Leute, die es – so wie unsere Vorfahren es taten – nie wagen würden, Druckversuche an den Absender zurückzuweisen. Denn «Blödmann» sei kein politisch korrekter Begriff – werden sie uns sagen – aber er steht vor allem für eine Mischung von Feigheit und Bewusstsein, dass ihr Tun unser Land dazu geführt hat, nicht mehr weiter vor unangebrachter internationaler Kritik bewahrt zu sein, womit sie untertänigst den alles andere als uns gutgesinnten ausländischen Staaten den Rücken gestärkt haben für deren tückische sodomistischen Instinkte uns gegenüber.

Anders gesagt: Während unsere Scham davor, von Vaterlandsliebe überhaupt zu sprechen, schlicht darauf zurückzuführen waren, nicht als «démodé» hingestellt zu werden, hat diese Haltung immer mehr eine eigentliche Daseinsberechtigung erlangt. Denn auf die Schweiz können wir in der Tat immer weniger stolz sein. Zudem gibt es Heerscharen von «Schweizern», für die das alles völlig OK ist: Sie stehen für eine Schweiz, die im internationalen Vergleich punkto Wohlstand immer noch weit oben steht, und dies ohne Verpflichtung, sich tagtäglich darum bemühen zu müssen, «besser als die anderen» zu sein.

Aber wie kann man stolz sein, einer Gemeinschaft anzugehören, die ihre Staatsbürgerschaft gleichberechtigt beliebig an «Hans und Heiri» vergibt – man versuche nicht, mir wegen meiner Wortwahl einen Strick zu drehen und mir nicht vorhandene rassistische oder fremdenfeindliche Motive zu unterstellen – ohne dass die Nutzniesser nicht mehr auf ihre einstige Staatszugehörigkeit verzichten müssen? Wie kann man Vaterlandsliebe einfordern von Bürgern, deren Interessen und Güter fortdauernd beeinträchtigt werden zugunsten von absurden Konzessionen an ausländische Minderheiten, deren Anwesenheit niemand verlangt hat und niemand ein Interesse daran hat, sie zu fördern?

Persönlich schäme ich mich nicht mehr, wenn ich mich auf die Vaterlandsliebe sowie den Nationalstolz jener Leute berufe, die in der Vergangenheit damit nie Probleme damit hatten, als wir noch allen Grund dazu hatten, oder denen, wie mir selber, im Verlauf der Jahre bewusst geworden ist, dass die Lage sich derart verschlechtert hat, dass kein Platz mehr besteht für zum Schein geäusserte oder substanzielle gegensätzliche Meinungen.

Heute müssen wir bis zum letzten Blutstropfen – ein anderes, vielleicht etwas allzu rhetorisches Konzept, das wieder in Mode kommen muss – unsere Unabhängigkeit und unsere Freiheit verteidigen. Niemand, für den diese Prinzipien nicht vorrangig sind, sollte nach Bern oder auch nur nach Bellinzona gewählt werden. Man kann nicht für die Freiheit und Unabhängigkeit der Schweiz eintreten und gleichzeitig für die EU, den EWR, für Schengen/Dublin, die NATO und die UNO sein, also für Organisationen, die uns allesamt unserer Freiheit und Unabhängigkeit berauben wollen. Ebenso wenig darf man es erlauben, dass man unsere Armee in seiner Ausprägung als Milizsystem schwächt, denn sie ist das einzige Mittel, mit dem wir nötigenfalls rechnen können für die Verteidigung unserer Autonomie, und zudem stellt sie ein unverzichtbares Mittel für den nationalen Zusammenhalt der einzelnen Sprachregionen unseres Landes dar.

Leider ist nur noch die SVP verblieben, die diese Konzepte ohne wenn und aber verteidigt. Dies mit gutem Grund, und deshalb hatte die Partei vor einigen Jahren den Slogan «Schweizer wählen SVP!» lanciert. Dies, um damit zu unterstreichen, dass die Schweizer Staatsbürgerschaft weitaus mehr sein sollte als ein billig zum Ausverkaufpreis erlangter Schweizer Pass.

Die in Bundesbern vorherrschende Europäismus-Sucht, der Internationalismuswahn, der UNO-Beitritt und die letzthin erfolgte Einsitznahme in deren Sicherheitsrat, der Ausverkauf unserer Neutralität etc. sind alles Symptome  dieses Werteverlusts. Man bevorzugt bequeme Lösungen statt der mühsamen Aufrechterhaltung des «Sonderfalls Schweiz», wofür unsere derzeitige «classe politique» nicht mehr fähig ist. Heutzutage ist der «Sonderfall Schweiz» leider vergleichbar geworden mit einem Ferrari oder Lamborghini, deren Kauf jedermann möglich ist, der dafür das nötige Geld hat. Aber wenn man danach nicht in der Lage ist, diese Fahrzeuge auch korrekt zu lenken, sind Unfälle vorprogrammiert, die auch völlig Unschuldige in Mitleidenschaft ziehen können.

Comments are closed.

« »