F-35: Achtung vor dem Absturz!

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Rolando Burkhard

Benjamin Franklin: «If you fail to plan, you are planning to fail»

Unsere Bundesbehörden, das VBS in primis, haben seit längerem verlauten lassen, zwecks dringend erforderlicher Erneuerung unserer Luftwaffe insgesamt 36 Hochleistungsflugzeuge eines US-Herstellers des Typs F-35 kaufen zu wollen. Das Projekt löste Misstrauen aus. So haben denn vorweg linke Kreise bereits eine Initiative gegen die Beschaffung initiiert. Ihr politischer Vorstoss wird zweifellos zustande kommen, so dass mit einer weiteren Volksabstimmung zur Flugzeugbeschaffung zu rechnen ist. Die linke Opposition (ein Komitee aus SP, Grünen und der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee) gegen die Flugzeugbeschaffung ist rein ideologisch motiviert. Es geht ihr dabei nicht so sehr um den Flugzeugtyp, sondern darum, die Armee zu schwächen, ja sie geradezu etappenweise ganz abzuschaffen.

Umso mehr gilt es nun für die Behörden, die Beschaffungsnotwendigkeit für die F-35 glasklar aufzuzeigen. Ansonsten wird die kommende Volksabstimmung kaum zu gewinnen sein. Denn es gibt in der Tat derzeit zu viele offene Fragen, die sich bei weitem nicht nur die ideologische Linke stellt. Hier nachfolgend einige davon. Ich spiele hier ganz bewusst den «advocatus diaboli» und nenne Argumente, die ganz sicher von links, aber auch von rechts unweigerlich auf das VBS zukommen werden.

Verwirrende Kostenangaben

Für die Kosten der Beschaffung dieser 36 Jets wurde ursprünglich vom VBS der Betrag von etwas über 5 Milliarden bekannt gegeben. Vor einigen Tagen wurde der Betrag plötzlich auf über 6 Milliarden hinauf korrigiert. Ob darin dann letzten Endes sämtliche Kosten (für Unterhalt, Ersatzteile, Ausbildung unserer Piloten etc.) enthalten sind, wissen nur die Götter. 6 Milliarden: Eine 6 mit anschliessend 12 Nullen. Ich wollte mathematisch herausfinden, wie viel denn ein einziges dieser technologischen Juwele kosten würde. Nun, mein kleiner Taschenrechner, mit dem ich meine alltäglichen Zahlungen zusammen rechne, schafft es leider nur bis zu 8 Zahlen. Ein Mangel, denn damit konnte ich auch bisher die Gesamtausgaben für unseren ausser Rand und Band geratenen Wohlfahrtsstaat, die noch eine ganze Dezimalziffer höher liegen als die 6’000’000’000’000 Franken für die Superjets, nie so richtig nachvollziehen. Ich habe es dann einfach mal manuell berechnet: Ein einziges Exemplar dieser Wunderjets kostete uns (gemäss derzeitigen Angaben; weitere Preiserhöhungen vorbehalten!) so um die 178 Millionen Franken. Da musste ich schon dreimal leer schlucken – eine einzige kleine Unachtsamkeit eines unserer Piloten, und 178 Millionen Franken crashen im Dreck!

Ist diese teure Beschaffung wirklich nötig?

Ich weiss nicht so recht. Es kommt meines Erachtens nicht einmal so sehr auf den Gesamtbetrag für die Beschaffung an, wofür das VBS mit uns etwas «Katz und Maus» spielt, sondern vielmehr darauf, wie dringend nötig die Anschaffung solcher super(-teuren)-Flugzeuge für unsere Sicherheit ist. Und da bin ich unschlüssig. Hier meine Überlegungen:

Klar ist eines, nämlich dass unsere Luftwaffe ihre veraltete oder ins Alter geratene Flugzeugflotte erneuern muss. Aber zu welchem Zweck, frage ich mich? Denn der Zweck bestimmt auch die Auswahl des Flugzeugtyps. Sicher benötigen wir auch weiterhin eine funktionierende Luftpolizei. Aber dazu bräuchte es wohl nicht zwingend derart hochgerüsteter Kampfflugzeuge der 5. Generation, wie es die F-35 sind, da würden weniger hochgerüstete Modelle ausreichen. Was also damit? Sicher wollen wir ja niemanden mit unseren 36 hochgerüsteten radarabgeschirmten Tarnkappenbombern angreifen, sondern uns schlicht einfach gut verteidigen können, falls wir von irgendwem mal angegriffen werden sollten.

Und deshalb wird man sich folgendes fragen:

Ein Luftangriff auf die Schweiz (von wem denn?) erscheint auf viele Jahre hinaus recht unwahrscheinlich (und wäre zudem langzeitig voraussehbar). Dies, weil eine Lufthoheit über die Schweiz und/oder Bombardierung/Zerstörung unseres Landes einem Gegner nichts nützen würde. Möchte man unser Land einnehmen, dann gälte es, mit Landstreitkräften das möglichst intakte Territorium zu gewinnen. Zudem: Auch mit 36 Hochleistungsjets würden wir einem massiven gegnerischen Luftangriff ohnehin nicht viel entgegenzusetzen haben

Sollte man deshalb nicht viel besser in eine hervorragende Luftabwehr vom Boden aus (Boden-Luft) investieren, oder allenfalls in eine Luftabwehr von Grossraumhelikoptern aus (Luft-Luft)? Entsprechend wirksame Raketen werden beispielsweise von Israel bereits hergestellt. Diese Helis könnten zwecks Luftabwehr entsprechend ausgerüstet werden oder zumindest rechtzeitig in den Grenzregionen Luftabwehrraketen in Startstellung bringen können. Und sie wären zwischenzeitlich in Friedenszeiten auch für dringende grossräumige Inlandtransporte (wie etwa im Falle von Katastrophen) nützlich einsetzbar. Es gälte, entsprechend viele Helipiloten und Luftabwehrspezialisten auszubilden statt eine Handvoll superteuer spezialisierter Hochleistungspiloten für die 36 F-35.

Nebst der Luftabwehr wäre – wie bereits ausgeführt und begründet – die Landverteidigung zumindest auf dem heutigen Stand zu erhalten oder besser noch, auszubauen: Ich denke an eine erhöhte Panzerkraft, an Artillerie und Infanterie. Und man könnte sogar – bitte lachen Sie jetzt nicht, denn ich meine es durchaus ernst – vielleicht gar auch die abgeschafften Radfahrertruppen reaktivieren. Die Radfahrer: Das sind keine abgehobenen Hochleistungspiloten, sondern volksnahe Kämpfer, die auch ohne Hightech und gar (zur Begeisterung unserer Klimaschützer !) ohne Benzin und auch nachts einsatzfähig sind (auf die Distanz von bis zu 50 km bildeten sie die am raschesten einsatzfähige und mit dem lokalen Terrain bestens vertraute Grenadiertruppe für die Bekämpfung bereits eingedrungener feindlicher Truppen, inkl. Sabotageakten; die Radfahrer waren deshalb gar international respektiert, ja gar gefürchtet, ihr Abschreckungspotential war beträchtlich.

Vergessen wir eines nicht: Die volksnahen Talibans haben den Invasionskrieg trotz praktisch absoluter US-Lufthoheit mittels Bodenkampf gewonnen.

Zugegeben: Ich bin kein Militärspezialist. Ich habe meine militärische „Karriere“ bei den Radfahrern und den Panzertruppen gemacht und es dann im militarisierten Polizeidienst nur bis zur Majorsfunktion gebracht. Meine Ansichten über die Bedürfnisse und Möglichkeiten unserer Verteidigung mögen deshalb handgestrickt sein und, erwartungsgemäss, von professioneller Seite kontrovers beurteilt, wenn nicht gar milde belächelt werden.

Kluge Sicherheitspolitik bedeutet, auch einen Plan B bereit zu halten

Dennoch glaube ich, dass es sich angesichts eines drohenden Crashs in einer Volksabstimmung über die F-35 (so wie bei der Beschaffung des „Gripen“) lohnt, im gegenwärtig laufenden politischen Luftkampf um die F-35-Beschaffung der Frage der Begründung bedeutend mehr Gewicht zuzuordnen. Allzu sehr erscheint die Vorlage heute – nicht nur bei Linken –  eher den Spielzeugwünschen einer ambitiösen Generalität zu entsprechen (die im Kontakt mit ihren ausländischen Artgenossen flugtechnologisch nicht als zurückgeblieben erscheinen möchte), als echten Bedürfnissen unserer Verteidigung zu genügen.

So denke ich denn, dass Benjamin Franklins Mahnung «If you fail to plan, you are planning to fail» (wenn du nicht rechtzeitig planst, planst du deinen Untergang) richtig ist.  So sollten VBS und Behörden wohl besser bereits heute daran denken, im Hinblick auf den «worst case» eine Alternative, so quasi einen Plan B, in der Schublade bereit zu halten.

Vielleicht in Form eines vorbereiteten Gegenvorschlags zu den Initiativforderungen.  Ich denke dabei nicht so sehr an einen alternativen Vorschlag für den Kauf eines anderen der in Evaluation befundenen Kampfjets, sondern an ein verteidigungspolitisches Gesamtkonzept, vielleicht unter Berücksichtigung meiner unmassgeblichen Vorschläge für eine bessere Luftabwehr und Landverteidigung. Dies auch deshalb, um damit zumindest die Kredite für Armeebelange nicht zu verlieren und damit den Weg zur Armeeabschaffung zu öffnen; es geht darum, zu verhindern, dass die gesprochenen 6 Milliarden nicht auf sozialistischen Druck hin in den bereits weitaus krass höher dotierten überfüllten Topf der Gelder für unsere übermässige Sozialhilfe umgeleitet werden.

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