Die SVP sei impffeindlich? Wer behauptet denn sowas?

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Eros N. Mellini

Editorial

«Ich bin enttäuscht über die impffeindliche Haltung, welche die Partei eingenommen hat» – hat unlängst ein Freund mir gegenüber gemeint. Ich bin aus allen Wolken gefallen, denn ich habe noch nie davon gehört, dass die SVP diesbezüglich je eine solche Stellungnahme abgegeben hätte.

Es gibt die Pro und die Kontra, wie in jeder Partei

Wie in jeder anderen Partei gibt es auch in der SVP Impfbefürworter und Impfgegner. Ich selber habe mich impfen lassen, sobald meine Altergruppe an der Reihe war. Aber nicht, weil ich blindlings glaube, dass der Impfstoff mich immun machen würde, sondern erstens: Weil ich mich nicht beeinflussen oder gar terrorisieren lasse von einer allerdings breiten Schicht von im Internet auftretenden angeblichen Virologieexperten, die Tag für Tag «Wolf ! Wolf!» schreien (Alarm schlagen), indem sie mehr oder weder vermeintlich unheilvolle Konsequenzen aufführen (es sind rund 50%, die sich so äussern, im Gegensatz zu den anderen 50%, die ihrerseits «Packt den Giftsalber!» schreien (ebenso Alarmismus betreiben) und die öffentliche Hinrichtung all jener fordern, die sich der Impfung verweigern. Zweitens: Ich habe mich jedes Jahr gegen die Grippe impfen lassen, und so sehe ich nicht ein, warum ich mich nicht auch gegen etwas impfen lassen sollte, das alles in allem nichts anderes darstellt als eine Art schädlicherer und ansteckenderer Grippe. Drittens deshalb, weil – in Analogie zu all jenen, die nicht deshalb jeden Sonntag in die Kirche gehen, weil sie an Hölle und Paradies glauben, sondern schlicht, weil sie sich den Eintritt ins Paradies sichern wollen für den Fall, dass dieses tatsächlich existieren sollte – das durch die Impfung einverlangte Opfer minimal ist im Vergleich zum auch nur potentiellen Nutzen der Immunisierung. Anders gesagt: Ich weiss nicht, ob ich in all diesen Jahren nur dank der vorsorglichen Grippeimpfung davor verschont geblieben bin, jedenfalls war dies der Fall. Und so habe ich denn auch die Unannehmlichkeit einiger Spritzen in Kauf genommen.

In der Partei gibt es viele Leute, die wie ich, der Wissenschaft vertraut haben, und ebenso viele, die aufgrund ihrer Skepsis die Impfung ablehnen oder gar Verschwörungstheorien verbreiten. Da ist Platz für alle Ansichten, denn in dieser Frage bedarf es nicht unbedingt einer einhelligen Meinung, und deshalb gibt es diesbezüglich keine offizielle Position der Partei.

Ein Religionskrieg

Was die SVP hingegen nicht zulässt, ist der aus der Frage erwachsene Glaubenskrieg – alimentiert durch eine stets auf Sensationalismus ausgerichtete Presse, die zwecks Beeinflussung von Impfbefürwortern und Impfgegnern nicht vor Panikmache  zurückschreckt. Für Erstere sind all jene, die sich nicht impfen lassen, unverantwortliche Kriminelle, die man stante pede hinrichten sollte; für die Zweiten ist der Impfstoff eine Erfindung des Teufels (im vorliegenden Fall repräsentiert durch die grossen Pharmaunternehmen), die mehr Schaden anrichtet als die Krankheit selber. Diese Leute haben sich zum Hobby gemacht, jeden Todesfall auf den tatsächlichen oder vermeintlichen Zusammenhang mit der «tödlichen Impfung» zurückzuführen. Da spielt es keine Rolle, ob der Todesfall auf einen Infarkt, eine Blinddarmentzündung, auf ein Ertrinken oder auf eine Kollision mit dem Trans Europa Express zurückzuführen ist, für sie gilt jeweils nur: «Er/sie ist vor wenigen Tagen geimpft worden». Die SVP wendet sich entschieden gegen eine obligatorische Impfpflicht – die von den extremistischen Impfbefürwortern gefordert wird – weil sie eine solche als unliberal und unnötig betrachtet. Jedermann ist für sein Tun oder Unterlassen selber verantwortlich, und wer sich ohne Impfung einem höheren Infektionsrisiko aussetzt, trägt dafür selber die Konsequenzen. Wenn die Impfung wirkt, bin ich vor einer Ansteckungsgefahr sicher. Wenn sie hingegen wirkungslos ist, sind wir hinsichtlich der Verbreitung des Covid-19 gleich weit wie zuvor. Es handelt sich lediglich um eine Frage der Eigenverantwortung, einem Eckpfeiler der Politik der SVP.

Aber natürlich spricht man von der SVP, und deshalb eröffnet sich eine willkommene Gelegenheit, um sie zu diskreditieren, indem man behauptet, dass deren kritische Einstellung einer offiziell impffeindlichen Haltung gleichkomme. Diese Hexenjagd führt gar dazu, dass man bekannte SVP-Exponenten an den Pranger stellt, weil sie sich – entgegen der behaupteten «Nichtimpfpolitik» der Partei – haben impfen lassen.

Leben und leben lassen

Diese Absurdität ist kaum zu überbieten. In- und ausserhalb der Partei muss es jedermann freigestellt sein, über sein Leben selber zu bestimmen, ohne von einer schlüpfrigen Gegnerschaft fremdbestimmt zu werden. Und die Presse sollte (effektiv wäre es gar ihre Pflicht) den nötigen Anstand aufbringen, die Öffentlichkeit objektiv zu orientieren, ohne für oder gegen eine der beiden Geisteshaltung Stellung zu beziehen.

Leben und leben lassen, das sollte das Motto der Presse sein. Auch wenn für sie fehlende Angriffe auf die SVP nur schwer verdaulich erscheinen und ihr vielleicht die eine oder andere Leserschaftseinbusse einträgt.

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